Lupburger Maschkerer Verein

Herkunft des Fleck

Die Herkunft des „Fleck", der Fastnachtsfigur des in der Nähe von Parsberg befind~
lichen Ortes Lupburg, liegt ebenfalils im Dunkeln.
Auch hier wird die Fastnachtsgestalt mit der Pestzeit in Verbindung gebracht. Mit dem
Knall der Peitsche soll vom Fleck die Pest ausgetrieben worden sein. Für die Pestzeit
läßt sich die Existenz des Fleck allerdings nicht nachweisen. Ein alter Lupburger weiß
lediglich zu berichten, daß sein 1868 geborener Vater von Kindheitserlebnissen mit
dem Fleck erzählte. Das Flecklaufen war damals bereits Brauchtum. So stoßen wir auch
hier wieder auf die Zeit um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Ältere Zeugnisse gibt
es nicht.
Drei Masken existieren von der Figur des Fleck. Zwei sind aus Holz gefertigt, eine aus
Metall.
Die ältere der Holzmasken entstand um 1920. Sie ist relativ flach gehalten, mit heraus-
gearbeitetem Haaransatz, schräg stehenden Augenbrauen und langem, bis zum Kinn
reichenden Schnauzbart. Der Grundton ist ein kräftiges Gelb, Wangen, Lippen und
Nasenlöcher sind leuchtend rot, Haaransatz, Bart und Brauen grau, in den Vertiefungen
schwarz bemalt. Einen Kontrast zum Rot der Lippen bildet die weiße obere Zahnreihe,
Die Fassung der Holzlarve ist nicht mehr die ursprüngliche, läßt sich aber nicht da-
tieren.
Die zweite Holzmaske entstand um 1950. Sie ist wohl der älteren Maske nachempfun-
den. Die Bemalung ist, wie die Schnitzarbeit auch, laienhaft ausgeführt. Die Augen-
brauen sind hier heruntergezogen. Die Maske hat Schnauz- und Kinnbart. Während
die ältere einen stupiden, ins Verärgertsein gehenden Gesichtsausdruck besitzt, strahlt
diese Maske freundliche Gelassenheit aus.
Die Metallmaske ist aus Blech gearbeitet. Das Jahr der Fertigung ist nicht bekannt.
Vielleicht wollte der Schöpfer dieser Maske seine beruflichen Fähigkeiten und Kennt-
nisse einsetzen, vielleicht wollte er auch nur eine widerstandsfähigere, dauerhaftere
Maske erhalten. Eine Bemalung finden wir nur auf der Außenseite. Haaransatz und Bart
sind nicht herausgearbeitet, sondern nur aufgemalt.
Die Gewänder sind einfach geschnitten und aus grobem Sackrupfen gefertigt. Jacke,
Hose und Haube, in der die Maske eingearbeitet ist, sind mit relativ wenigen, sowohl
der Form als auch der Anordnung nach unregelmäßigen bunten Stoffflecken besetzt.
Ansonsten hat das Gewand keinerlei Ausschmückungen.
Die Peitsche, als einziges Utensil des Fleck, ist eine langstielige Kutscherpeitsche deren
Stiel in der älteren Ausführung gedreht ist, so wie sie auch in Töging gebraucht wird.
Das Flecklaufen wird mittlerweile leider kaum mehr ausgeübt, Es fand jeweils an den
drei Fastnachtstagen, also vom Sonntag bis Dienstag vor Aschermittwoch statt. Um
mit Kirche und Behörden nicht in Konflikt zu geraten, begann es nach der Anbetungs-
stunde gegen drei Uhr nachmittags und endete am frühen Abend. Aus sittlichen
Erwägungen heraus war früher das Vermummen nach Hereinbrechen der Dunkelheit
von geistlicher aber auch von weltlicher Obrigkeit, verboten. Unter der Anonymität
der Maske hätte man im Schutze der Nacht allzu leicht gegen Sitte, Anstand und Ge-
setz verstoßen können. 
Das Flecklaufen in Lubburg in seiner überlieferten Form ist den „Heischbräuchen” zu-
zuordnen. Die Fleck zogen von Wirtshaus zu Wirtshaus wo sie jeweils das Bier frei
hatten. Mit einer kostenlosen Brotzeit wurden sie zuweilen auch be-
dacht. Dies war für die Ärmeren der Bevölkerung ein willkommener Anlass in ein
solches Gewand zu schlüpfen und somit Anteil zu haben am reichlichen Trinken und
Essen. Das Gewand wurde zudem noch oft ausgetauscht so daß auch mehrere Leute
an dessen Vorzügen partizipieren konnten. Es ist deshalb nicht verwunderlich, das
man unter den Fleckläufern in früheren Zeiten vornehmlich Leute fand die einer
sozial schwachen Schicht angehörten. Ein Phänomen das für das Maschkererlaufen
vielerorts Gültigkeit hat.
Als „Ritual“ ist nur wenig überliefert. Mit Neckversen lockten die Kinder
den Fleck aus dem Wirtshaus damit sie ihn bis zum nächsten „begleiten“ konnten.
Somit war dem Fleck auf elegante Weise die Möglichkeit gegeben oft die gastliche
Stätte zu wechseln. Das Peitschenknallen ließ die Kinder erschrecken und auseinander
stieben. Ein neuerliches Necken aus sicherer Distanz provozierte eine Verfolgung durch
den Fleck.
In neuerer Zeit wurden am Fastnachtssonntag Begebenheiten des Ortes
und der näheren Umgebung aufs Korn genommen und auf dem Marktplatz
ausgespielt. Danach zog die Gruppe unter Ziehharmonikabegleitung durch die Gasthäuser.
Diese Handlungsabläufe haben nur mehr sehr wenig mit ihren kultischen Anfängen
gemein. Das läßt den Schluß zu, das die ursprünglichen Riten des Fruchtbarkeits-
zaubers und der Winteraustreibung durch obrigkeitliche Gewalten beeinflußt, in
Vergessenheit geraten sind oder das vielleicht die Wurzeln des Flecklaufens andernorts
zu suchen sind, möglicherweise dort wo sich die Rituale bis heute am stärksten
erhalten haben, also im Raum Kipfenberg-Kinding.